Zur Glühweinzeit

Über den Weihnachtsmarkt schlendern und dabei einen heißen Glühwein genießen – das gehört für viele von uns zusammen. Aber was ist eigentlich drin in der Tasse? Das weiß niemand so genau. Auch wenn man sich eine Flasche für zu Hause kauft, ist das meist eine Wundertüte, denn bei Getränken mit mehr als 1,2 Volumenprozent Alkohol müssen die Zutaten auf dem Etikett nicht angegeben sein. Eine Spielwiese für Panscher*innen, die schlechten Wein mit zu viel Zucker und/oder billigen Ersatzstoffen wie Glukosesirup sowie synthetisch hergestellten Aromen würzen. Das sind jedenfalls die gängigen Zutaten, die die Lebensmittelindustrie gern in ihre Fertigprodukte rührt. Und bei Massenware, die deutschlandweit in jedem Supermarkt für zwei bis drei Euro pro Liter zu haben ist, handelt es sich um ein Industrieprodukt, bei dem allein schon der Preis minderwertige Qualität vermuten lässt.

Das pauschal jedem Glühwein zu unterstellen, ist natürlich nicht gerechtfertigt. Ich habe schon von sehr guten Winzer-Glühweinen gehört, welche Winzer*innen aus ihren eigenen guten Weinen mit echten Gewürzen und einer moderaten Menge Zucker selbst herstellen. Am besten ist es, eine vertrauenswürdige „Quelle“ zu kennen.

Oder: Glühwein selbst machen! Das geht ganz einfach. Man nimmt eine Flasche guten, vollmundigen Wein (rot oder weiß), gibt einige Orangenscheiben und/oder Orangenschale, Gewürze wie beispielsweise eine Zimtstange, einige Nelken, einen Sternanis, eine halbe Vanilleschote und einige Pimentkörner dazu und erhitzt das Ganze. Nicht aufkochen, dadurch verfliegen Alkohol und Aromen. Zehn Minuten ziehen lassen und durch ein Sieb abgießen. Zucker am besten individuell zufügen, bei einem lieblichen Wein braucht man gar keinen.

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Quittengelee selbst gemacht

Das wird gebraucht:
1 kg Quitten bzw. ca. 700 ml Saft
250 g Zucker und Geliermittel für 1 kg Früchte oder Gelierzucker für 1 kg Früchte
1 EL Zitronensaft

Beim Gelierzucker ist dem Zucker bereits ein Geliermittel, meistens Pektin, zugesetzt. Es gibt ihn „2:1“, das bedeutet, auf 2 Teile Früchte kommt 1 Teil Zucker, sowie „3:1“, also auf 3 Teile Früchte 1 Teil Zucker. Das Pektin ist in der passenden Menge enthalten. Das ist sehr einfach. Der Vorteil des „Baukastensystems“ Zucker plus separates Geliermittel ist, dass man den Zuckergehalt selbst bestimmen kann. In jedem Fall empfehle ich darauf zu achten, dass keine Zitronensäure enthalten ist. Das ist gar nicht so einfach. Praktisch jeder Gelierzucker enthält bereits Zitronensäure, auch manche Geliermittel. Im Bioladen wird man auf jeden Fall fündig.

So wird’s gemacht:
Den Flaum der Quitten trocken abreiben, danach die Früchte waschen und in kleine Stücke schneiden, dabei schlechte Stellen entfernen. Sollte das Fruchtfleisch bräunlich sein, ist das kein Problem. Die Quittenstücke in einen Topf geben, mit 800 ml heißem Wasser zum Kochen bringen, dann bei geringer Hitze sehr weich kochen. Das dauert 30 bis 40 min.

Den Topfinhalt durch ein Sieb, welches mit einem Mulltuch ausgelegt ist, in einen anderen, großen Topf umschütten und gut abtropfen lassen. Wenn kein Saft mehr abläuft, können die Quittenstücke mit dem Tuch noch gut ausgedrückt werden. Den Topf lieber etwas überdimensioniert wählen, damit später beim Rühren in der brodelnden Flüssigkeit nichts überschwappt.

Den so gewonnenen Saft abmessen, damit das Verhältnis von Saft und Geliermittel stimmt und das Gelee die richtige Konsistenz bekommt. Aus meinen 4 Quitten, die 1 kg wogen, sind 700 ml Saft geworden.

Nun wird das Gelee gekocht. Ich habe dafür 250 g normalen hellen Rübenzucker und ein Geliermittel bestehend aus Kartoffelstärke, Pfeilwurzelstärke, Agar Agar und Pektin verwendet.
Den Saft zum Kochen bringen, währenddessen den Zucker darin auflösen, dann etwas Zitronensaft und das in etwas kalter Flüssigkeit glatt gerührte Geliermittel hinzufügen und unter Rühren ca. 15 min weiterkochen. Das Gelee ist fertig, wenn die Gelierprobe das gewünschte Ergebnis zeigt: einige Tropfen auf einen kalten Teller geben, die nach einer Minute geliert sind.
Nun das Gelee in saubere Weck- oder Twist off Gläser füllen, sofort verschließen und abkühlen lassen. Die Gläser und Deckel spüle ich vorher mit kochendem Wasser aus und bewahre das Gelee im Kühlschrank auf. So hält es sich meiner Erfahrung nach einige Wochen.

Wider den Corona-Hype – Essen wir uns gesund!

Wiedermal hält ein kleiner Krankheitserreger die Welt in Atem. Die Meinungen der sogenannte Expert*innen dazu gehen weit auseinander. Während die einen vor einer drohenden Pandemie warnen, raten andere zu Gelassenheit. Für Laien schwer zu durchschauen, wie diese Einschätzungen zustande kommen, woher die Fachleute ihre Informationen beziehen, welche wirtschaftlichen und finanziellen Interessen möglicherweise dahinter stehen. Wie auch immer es sich entwickeln wird, gute Ratschläge zur Infektionsvermeidung kommen sogar von oberster Ministerebene: Häufiges Hände waschen, sich nicht ins Gesicht fassen, in die Armbeuge niesen. Was übrigens schon Kleinkinder im Kindergarten lernen, um nicht jede winterliche Erkältung und jeden regelmäßig kursierenden Magen-Darm-Virus abzubekommen.

Alles schön und gut, es gibt aber noch andere Maßnahmen. Viren, egal welche Krankheit sie auslösen, sind winzig und listig, sie finden ihre Wege. Doch nicht jeder Mensch, der sich mit einem Virus infiziert, erkrankt auch. Denn sobald der Krankheitserreger im Körper ankommt, schaltet sich das Immunsystem, gelegentlich auch als „Polizei des Körpers“ bezeichnet, ein. Es erkennt und bekämpft die fremden Eindringlinge sofort, die Krankheit bricht nicht aus. Vorausgesetzt, dass die körpereigene Abwehr reibungslos funktioniert. Wie bei der „echten“ Polizei auch, braucht es dafür eine gute materielle Ausrüstung. Dazu gehören Nähr- und Mineralstoffe, Vitamine, sekundären Pflanzenstoffe und viele andere, teils subtile Substanzen, die in unserer täglichen Nahrung zu finden sind. Oder eben nicht, kommt ganz darauf an, was man so zu sich nimmt. Wie wäre es da mit einer Portion „Superfood“? Nein, keine Chiasamen, Avocados & Co, sondern etwas, das bei uns vor der Haustür gedeiht. Schon Paracelsus wusste, dass die beste Medizin im eigenen Land wächst. Zum Beispiel Rote Bete mit Mozzarella und gerösteten Walnüssen. Die Rote Bete wird roh oder gekocht in dünne Scheibe geschnitten und evtl. etwas angebraten. Ich bevorzuge die gekochte Variante, weil ich der Überzeugung bin, dass durch die aufschließende Wirkung des Kochvorgangs die Nährstoffe besser verwertbar sind. Mit Mozzarella und Nüssen anrichten, darüber kommt ein gutes Öl (Walnuss oder Olive passen gut), etwas Salz und Pfeffer sowie nach Gusto andere Gewürze oder Kräuter.

Für ein starkes Immunsystem sorgen – für mich einer der naheliegendsten Tipps zur Vermeidung von (Infektions)Krankheiten. Habe ich aber im Zusammenhang mit Corona noch nicht gehört. Stellt sich die Frage, ob das von oberster Ministerebene überhaupt erwünscht ist oder man dort eher der Pharmaindustrie neue Geschäftsfelder erschließen will.

Rote_Bete_Mozza

Wintergemüse – Eine Weißkohlvariation

Da sind sie wieder, die „Wintergemüse“: Pastinaken, Lauch, Rote Beete, Rettich, Kohl in allen Variationen. Bei mir daheim hält sich derzeit die Begeisterung der Familie in Grenzen, wenn die wöchentliche Gemüsekiste eintrifft… Dabei kann man mit diesen Sachen total abgefahrene Gerichte kochen! Ich experimentiere da gern. Neulich habe ich in einer Zeitschrift Rezepte gesehen, deren interessante Zutatenzusammenstellung mich zu einer Eigenkreation angeregt haben. Herausgekommen diese köstliche Weißkraut-Nudel-Pfanne mit Feta und getrockneten Tomaten.

Das wird gebraucht:
1 Zwiebel
300 g Weißkraut
150 g Nudeln
150 g Feta
1 Glas getrocknete Tomaten in Öl (ca. 100 g)
1 EL Balsamico-Essig
Salz, Pfeffer, nach Geschmack etwas Kümmel

So wird’s gemacht:
Klein gewürfelte Zwiebel in Öl anbraten. Das in feine Streifen geschnittene Kraut zugeben und ca. 20 Minuten schmoren, dabei gelegentlich umrühren. Balsamico und Gewürze unterrühren. Kraut und gekochte Nudeln vermischen. Zum Schluss gewürfelten Feta und getrocknete Tomaten vorsichtig unterheben. Wenn es zu trocken ist, etwas Olivenöl oder Öl von den Tomaten zugeben.

Ergibt 2 bis 3 Portionen.

Bei den Tomaten sollte auf gute Qualität ohne Zusatzstoffe geachtet werden. Oder getrocknete Tomaten pur kaufen und zusammen mit Gewürzen und Kräutern selbst in Öl einlegen.

Weißkraut_Nudeln_1

Der Brötchenbeutel

Alljährlich um den 9. November sind die Medien voll mit den immer gleichen Bildern von 1989 und den Geschichten von den mutigen Ostdeutschen, die sich so tapfer und gewaltlos die Freiheit erkämpften und nun endlich den goldenen Kapitalismus mit all seinen Freiheiten genießen durften. Nun dämmert es den Menschen allerdings, dass es sich bei der Wiedervereinigung eher um eine feindliche Übernahme handelte. Mit anderen Worten: Der ehemaligen DDR wurde ungefragt das bundesdeutsche System übergestülpt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und es gab einige Verluste. Mir fällt beispielsweise der Brötchenbeutel ein. In meiner Familie gab es mehrere davon. Leinenbeutel, von meiner Oma und diversen Großtanten hübsch bestickt mit blumenumrankten Schriftzügen wie „Frisches Brot“. Beim Einkaufen war immer solch ein Beutel dabei, den man sich in der Bäckerei direkt mit Brot und Brötchen befüllen ließ. Wer ihn vergessen hatte, musste sich spontan eine andere Transportmöglichkeit einfallen lassen. Das kam aber selten vor, schließlich waren wir daran gewöhnt, den Beutel immer einzustecken. Er gehörte zum unentbehrlichen Einkaufsequipment wie das Geld.

Damals haben wir neidisch gen Westen geschaut. Da bekam man das Brot in der Bäckerei in einen Papiertüte gepackt und das auch noch gratis. Welch ein Luxus! Den wollten wir auch! Mittlerweile macht sich in Gesamtdeutschland die Erkenntnis breit, dass das gar nicht so verkehrt war mit dem Leinenbeutel. Müllvermeidung lautet die Devise in Zeiten des Klimawandels. Heute, fast 30 Jahre nach dem Ende der DDR, gehe ich wieder mit einem Stoffbeutel zum Bäcker. Mein jetziges Exemplar ist nicht bestickt wie die meiner Kindheit, sondern von mir selbst bemalt. Vielleicht werden sich auch an meinem Kunstwerk kommende Generationen erfreuen.

Natürlich kann man mit dem Brötchenbeutel aus Stoff nicht die Welt retten. Aber es ist ein Anfang, ein Baustein, und die Idee muss auf viele andere Bereiche ausgedehnt werden…

Herbst ist Suppenzeit

Suppen machen glücklich. Eigentlich das ganze Jahr über. Sie sind wärmend, nahrhaft und stärken das Immunsystem. Diese Eigenschaften machen sie besonders wertvoll, wenn es auf den Winter zugeht. Hier eine schöne Rezeptidee mit Karotten, Ingwer und Kokos.

Das wird gebraucht:
ca. 6 große Karotten (oder Möhren, gelbe Rüben, Wurzeln…)
1 Zwiebel
ca. 15 g Ingwer
Gewürzmischung nach Geschmack, selbst zusammengestellt oder fertig gekauft (bei mir bestehend aus schwarzem Pfeffer, Koriander, Bockshornklee, Kurkuma und Zimt)
200 ml Kokosmilch
ca. 400 ml Gemüsebrühe oder Wasser
Salz

So wird’s gemacht:
Zwiebeln und Ingwer klein schneiden und in Butter andünsten. Karotten in ca. zwei Zentimeter dicke Stücke schneiden und dazugeben. Danach auch die Gewürze kurz mitdünsten. Mit Kokosmilch und Brühe auffüllen, zum Kochen bringen und dann bei geringer Hitze köcheln lassen. Wenn die Karotten gar sind, pürieren und Salz untermischen.

Ergibt 3 Portionen.

Karotten-Ingwer-Suppe

Zitronensäure überall

Zitronensäure, E 330, ist ein Zusatzstoff, der uns gefährlich werden kann. Produkte wie Marmeladen und Softdrinks bekommen durch ihn eine frische, fruchtige bzw. leicht säuerliche Note. Außerdem dient die Säure als Konservierungsmittel, wodurch sie in Fertiggerichten praktisch omnipräsent ist.

Im Grunde handelt es sich bei Zitronensäure um einen natürlichen Stoff, der in Zitronen und anderen säuerlichen Früchten vorkommt. Wir nehmen ihn also auch mit der normalen Nahrung zu uns. Dann kann es ja nicht so schlimm sein, oder?
Der Unterschied: Bei Früchten sorgt das natürliche Warnsystem unseres Körpers – in diesem Fall der extrem saure Geschmack – dafür, dass wir nicht mehr davon aufnehmen als uns gut tut. Die als Zusatzstoff verwendete Zitronensäure wird hingegen synthetisch hergestellt, denn die Weltzitronenernte würde für die gewaltigen Mengen nicht ausreichen. Sie wird den Nahrungsmitteln in so kleinen Mengen zugesetzt, dass man sie nicht herausschmeckt und somit das Warnsystem versagt. Nun kann man einwenden, dass so geringe Mengen ja nicht schaden können. Bei einem einzelnen Gericht mag das stimmen, das Problem liegt in der Masse. Viele Menschen essen ständig Nahrungsmittel, denen Zitronensäure zugesetzt ist. Es beginnt mit dem Müsli oder Marmeladenbrot zum Frühstück (auch im Brot kann die Säure übrigens enthalten sein). Fertige Nudelsoßen, Pizzen, Suppen, Konserven aller Art, Desserts, Süßigkeiten und Snacks für Zwischendurch wie Kuchen, Müsliriegel oder Gummibärchen und nicht zuletzt Getränke: Softdrinks wie Limo, Cola und Eistee – Zitronensäure überall. Sogar ganz unverdächtige Säfte oder Schorlen werden teilweise damit aufgepeppt. Das summiert sich im Laufe eines Lebens.

Für das körpereigene Warnsystem gibt es gute Gründe, bei dem sauren Stoff Alarm zu schlagen. In Drogerien wird Zitronensäure zum Entkalken diverser Elektrogeräte wie Wasch-, Geschirrspül- oder Kaffeemaschinen angeboten. Auch unsere Knochen und Zähne bestehen aus Kalk (Calcium)… Außerdem bindet die Säure Metalle wie Blei oder Aluminium und kann diese ins Gehirn transportieren. Dass das nicht gesund ist, ist sicher hinreichend bekannt.

Oft glaubt man ja, mit dem Kauf von Bio-Produkten auf der sicheren Seite zu sein. Manchmal trifft das auch zu, nicht jedoch bei Zitronensäure. Sie gehört zu den wenigen Zusatzstoffen, die auch in Bio-Produkten erlaubt sind, und wird dort großzügig angewendet.

Was ist nun die Alternative zu Zitronensäure? Oft wird sie gar nicht gebraucht. Gute Rohstoffqualität und handwerkliche Herstellung machen sie überflüssig. Da, wo ein säuerlicher Geschmack gewollt ist, zum Beispiel um den fruchtigen Geschmack von Marmelade zu unterstreichen, nehmen verantwortungsvolle Hersteller Zitronensaft. Dieser ist jedoch ungleich teurer – kein Wunder, dass viele Produzenten zur reinen Säure greifen. Am Ende führt es wieder zum altbewährten Credo: Aufmerksam Etiketten lesen und vor allem selbst kochen!

Nutri-Score – Gewinn oder Täuschung?

Nun ist es also soweit: In Deutschland soll der Nutri-Score eingeführt werden, eine Variante der von Verbraucherverbänden seit längerem geforderten Ampel auf Lebensmitteln, die den Gehalt an Kalorien, Fetten, Zucker und Salz mit den Farben grün (Gehalt niedrig), gelb (mittel) und rot (hoch) kennzeichnet. Auch der Nutri-Score arbeitet mit einer Farbskala von grünem A bis rotem E. Für die Bewertung werden „Kalorienzahl sowie ernährungsphysiologisch günstige und ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet“, wie es auf der Website des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft recht unkonkret heißt. Die Kaufentscheidung soll damit auf vermeintlich gesunde Lebensmittel gelenkt werden. Klappt das wirklich? Ich bin skeptisch.

Mein erster Kritikpunkt ist, dass diese Kennzeichnung nur die Gesundheit im Blick hat. So wichtig das natürlich ist – auch kulturelle Aspekte wie Regionalität, handwerkliche Herstellung und faire Arbeitsbedingungen zeichnen ein gutes Lebensmittel aus. Doch lassen wir die Gesamtbetrachtung an dieser Stelle beiseite und schauen uns an, was der Nutri-Score thematisiert: eben die Gesundheit.

Zunächst einmal fehlt jegliche Transparenz. Welche Nährstoffe werden konkret einbezogen? Gehen wir mal davon aus, dass es sich neben den Karlorien um die stets geforderten Fette, Zucker und Salz handelt. Die Qualität eines Nahrungsmittels allein an deren Mengen festzumachen, greift zu kurz. Zuviel davon ist ungesund, keine Frage. Doch wie steht es beispielsweise um die lebenswichtigen Mineralstoffe und Vitamine? Sind davon genug enthalten? Gängige Herstellungsmethoden wie extreme Hitze oder starker Druck denaturieren die ursprünglichen Rohstoffe. Und wie sieht es mit gesundheitlich zweifelhaften Zusatzstoffen aus? Die meisten der hoch verarbeiteten Lebensmittel, die die Regale unserer Supermärkte füllen, strotzen nur so davon.

Zucker und Fett haben in verarbeiteten Produkten vielfältige Funktionen. Sie dienen z. B. als Geschmacksträger und Konservierungsstoff. Werden sie reduziert, sind in vielen Fällen noch mehr Zusatzstoffe und eine noch stärkere Denaturierung nötig. Was ist wohl gesünder: Etwas mehr Fett und Zucker oder eine Extraportion Zusatzstoffe? Mit dem Nutri-Score haben wir zumindest die Wahl zwischen diesen beiden Optionen.

Lassen wir uns also überraschen, wie der Nutri-Score die Gesundheit der Bevölkerung beeinflussen wird. Ich sehe die Gefahr, dass dank der grenzenlosen Fantasie der Hersteller auf vielen hochverarbeiteten, „ungesunden“ Lebensmitteln ein grünes A prangen wird. Das erklärte Ziel, Fehlernährung zu reduzieren, wäre damit nicht zu erreichen. Dennoch mag es ein Schritt in die richtige Richtung sein. Die Kennzeichnung kann uns sensibilisieren und das Bewusstsein schärfen. Sie ersetzt jedoch nicht den Blick auf die Zutatenliste. Keinesfalls entlässt sie uns aus der Verantwortung, unser Lebensmittelsystem grundsätzlich zu hinterfragen. Wer auf der sicheren Seite sein will, setzt auf überwiegend selbstgekochtes Essen aus frischen, regionalen und saisonalen Zutaten.

Artenvielfalt daheim

Nach längerer Abstinenz möchte ich diesen Blog nun wieder regelmäßig mit Inhalten befüllen. Anfangen möchte ich mit ein paar Impressionen aus meinem spätsommerlichen Garten. Ein Geräuschteppich umgibt mich dort, es summt und brummt an allen Ecken. Viele Pflanzen sind verblüht und abgestorben, doch die herbstliche Sonne lässt nochmal Neues entstehen. Aus vertrocknet geglaubten Stielen sprießen frische Blätter und Blüten. Unzählige Bienen tummeln sich darauf, auch zwei schöne Schmetterlinge flattern umher. Spinnen spannen ihre Netze und halten neugierige Ameisen von der Wohnung fern. Die letzten Tomaten und Erdbeeren werden rot und bekommen sogar neue Blüten (die es wohl nicht mehr schaffen werden, zu Früchten heranzureifen).

Neulich habe ich etwas über naturnahe Gartengestaltung, die Raum für unterschiedlichste Tiere bietet, gelesen. Verschiedene Sträucher soll es geben, teilweise Früchte tragend, teilweise mit Dornen. Ecken, in denen alles wachsen darf wie es will. Totholz und Steine als Unterschlupf. Eine Wiese, auf der wilde Blumen und Kräuter wachsen. Selbst gepflanzte Blumen, deren Blüten Nahrung für Bienen bieten. Sofort habe ich meinen eigenen Garten danach überprüft und war begeistert, dass alle diese Elemente vorhanden sind!

Dazu muss ich erwähnen, dass der Garten, über den ich hier schreibe, gerade mal um die 70 Quadratmeter groß ist. Oft komme ich an sehr viel größeren Gärten vorbei, die nur aus einem sterilen Rasen, umrahmt von Thuja- oder Kirschlorbeerhecken bestehen. Maximal noch ein Busch in der Mitte. Das finde ich sehr schade. Sollte doch spätestens seit dem bayrischen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ Anfang dieses Jahres jedem und jeder klar sein, wie wichtig Artenvielfalt ist. Nicht nur, weil so ein bunter Garten nett aussieht, sondern weil es überlebenswichtig ist. Denn Artenvielfalt trägt auch zum Erhalt unserer Nahrungspflanzen bei. Durch den überwältigenden Erfolg des Volksbegehrens hat auch die Politik, insbesondere die CSU, den Artenschutz für sich entdeckt. Kein Satz von Ministerpräsident Söder, in dem nicht das Wort „Blühstreifen“ vorkommt, wie ich kürzlich sehr treffend gelesen habe. Politischer Wille ist notwendig, damit gesellschaftliche Veränderungen gelingen können. Zusätzlich kann man im privaten etwas tun. Also, Leute, rüstet eure Gärten und Balkone auf!

Garten_Herbst

Vom mickrigen Pflänzchen zum Gaumenschmaus

Nach einer, sagen wir: sehr ausgedehnten Sommerpause melde ich mich zurück mit Neuem von der Kräuterfront.

Anfang Juli stellte ich fest, dass wir dieses Jahr das Tomatenpflanzen verpasst hatten. Die dadurch leer gebliebenen Pflanzsäcke wollte ich dennoch mit Leben füllen. Am liebsten mit etwas Essbarem. Da die klassische Pflanzzeit vorbei war, fanden sich in der Gärtnerei nur noch wenige mickrige Kräutertöpfe. Doch auch sie sollten eine Chance bekommen, und so landeten einige recht zerrupfte Exemplare in meinem Einkaufswagen. Darunter zwei Basilikumpflanzen, bestehend aus je zwei, ca. 20 Zentimeter langen, dünnen Stängeln, an denen ein paar durchaus lebendig wirkende Blätter hingen. Das muss so mitleiderregend ausgesehen haben, dass ich auf die bereits reduzierten Preise noch Rabatt bekam.

 In den großen Pflanzsäcken wirkten die kleinen Pflänzchen anfangs etwas deplaziert. Doch Erde, Wasser, Dünger und Sonne taten ihr Werk, und schnell entwickelte sich das Basilikum zu einem fast einen Meter hohen, prächtigen Busch. Den ganzen Sommer über war er grüne Oase und Duftinsel, seine Blüten boten reichlich Nahrung für Bienen und andere Insekten. Er ist so groß und dicht geworden, dass es gar nicht auffällt, wenn ein dicker Ast herausgeschnitten wird. Dieser ergibt dann zum Beispiel – zusammen mit Mandeln, Olivenöl und etwas Salz – eine große Portion feinstes Pesto.