Vor vier Jahren (2012) rückte der Filmemacher Valentin Thurn mit der Dokumentation „Taste the Waste“ das Thema Lebensmittelverschwendung in den Fokus der öffentlichen Debatte. Vor dem Hintergrund wachsender Weltbevölkerung und der Frage, ob bzw. wie immer mehr Menschen ernährt werden können, ein wichtiger Aspekt.
Drei Jahre später (Ende 2015) erschien Thurns neuer Film „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“, der die zukünftige Ernährung in den Mittelpunkt stellt.
Bis 2050 werden 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Schon heute hungern ca. eine Milliarde Menschen und landwirtschaftlich nutzbare Flächen scheinen knapp zu werden. Der Autor begibt sich auf eine Reise rund um die Welt um herauszufinden, ob es auch in gut 30 Jahren noch genug Nahrung für alle geben wird. Er besucht Personen, Initiativen und Unternehmen entlang der gesamten Nahrungsmittelproduktion. Akteure mit den unterschiedlichsten Lösungsansätzen kommen zu Wort. Der Vorstandschef von Bayer, der die Lösung der Ernährungsfrage in Gentechnik und Hybridsaatgut sieht, ebenso wie indische Bauern, die auf traditionelles, samenfestes Saatgut setzen. Sowohl der Forschungsleiter einer Düngemittelfabrik, der Mineral- und Kunstdünger für unverzichtbar hält, als auch der Biobauer, der genau darauf verzichtet und erklärt, wie sein Boden fruchtbar bleibt. Sowohl der indische Hühnerfabrikant, der die westliche Massentierhaltung übernommen hat, als auch der Betreiber der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, der das Tierwohl immer weiter zu verbessern sucht. Schnell wird deutlich, dass die Sache nicht so einfach ist.
Auf der weiteren Suche stößt Thurn auf vielerlei Modelle. Da sind zum einen neue technische Lösungen: Pflanzenfabriken, die in stark automatisierten und sterilen Hochhäusern Gemüse produzieren, eine Versuchsanlage zur Züchtung genmanipulierter Lachse und Forschungen zur künstlichen Herstellung von Fleisch. Einen komplett anderen Ansatz verfolgen lokale und regionale Initiativen, die Gegenmodelle zur hoch technisierten und globalisierten Landwirtschaft leben, z. B. das Transition Town Network, eine Dorfgemeinschaft in Afrika und ein Urban Farming Projekt in den USA.
Der direkte Vergleich all dieser, zum Teil gegensätzlicher Entwürfe zeigt eindrücklich: Es nützt nichts, immer mehr Nahrung zu produzieren, wenn die Menschen keinen Zugang zu ihr haben und wenn die Art der Landwirtschaft die natürlichen Ressourcen wie Boden und Wasser zerstört. Die Lösung liegt im Kleinen. Nur kleinteilige, regionale Landwirtschaft ist nachhaltig und sichert den Zugang zu Nahrung für alle.
Der Film macht Mut und zeigt viele Möglichkeiten für das eigene Konsumverhalten. „Wer danach nicht sofort zum lokalen Biobauern rennt, dem ist wohl wirklich nicht zu helfen…“ Diese Pressestimme zum Film trifft den Nagel auf den Kopf.